Freitag, 17. März 2017

Lydia Benecke ~ Auf dünnem Eis - Die Psychologie des Bösen

Bastei Lübbe - 2013 - Taschenbuch 9,99 €

"Ein faszinierender Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele

Warum begehen manche Menschen grausame Verbrechen?
Warum ermorden sie unschuldige Kinder, vergewaltigen Frauen, prügeln Zufallsopfer zu Tode? Werden sie "böse" geboren, haben schlicht kein Gewissen, oder entscheiden sie sich, "böse" zu sein, und bleiben es dann ein Leben lang?
Bestsellerautorin Lydia Benecke verbindet aktuelle Ergebnisse der psychologischen Forschung mit spannend rekonstruierten Kriminalfällen und zeigt, dass uns alle mitunter nur eine hauchdünne Schicht von brutalen Verbrechern trennt."


Die selbstständige Psychologin klärt in ihrem Buch eindrucksvoll über Psychopathen auf. Anfangen tut sie mit der verstörenden Geschichte des verurteilten Vergewaltiger und Mörder Rodney Alcala, welche vor Augen führt, zu was Psychopathen in der Lage sind.

Im Laufe des Buches lernt man viele Fälle von Psychopathie kennen und fängt damit langsam an, die Denkweise der Psychopathen zu verstehen. Dabei stellt man schnell fest, dass viele von ihnen unter uns leben, ohne jemals auffällig geworden zu sein. Während einige wenige durch grausame Straftaten, die für normale Menschen kaum vorstellbar sind, straffällig geworden sind, entsprechen solche Taten oft gar nicht der Logik von Psychopathen.

Klar ist, dass sie alle lernen müssen, ihre Andersartigkeit zu verbergen, um durch das Leben zu kommen, aber viele haben zudem gelernt, Ihre Andersartigkeit als eine Fähigkeit im Berufsleben zu nutzen.

Nicht anders ist es bei Lydia Benecke selbst, die schon als Mädchen von schweren Kriminalfällen eher fasziniert als abgeschreckt war. Hannibal Lecter hinterließ bei ihr schließlich bleibenden Eindruck und den Wunsch, zu verstehen, wer oder was Psychopathen wirklich sind. Ihre Sachlichkeit in solchen Fällen verhalf ihr schließlich zum Berufswunsch, aber auch zu der Erkenntnis, dass sie sich mit ihrer Vergangenheit gar nicht so sehr von diesen Menschen, mit denen sie zusammenarbeitet, unterscheidet.

Sachlich, aber für Laien gut verständlich, erklärt sie die verschiedenen möglichen Eigenschaften von Psychopathen und führt auf, warum es kein "Gut" oder "Böse" gibt.

Nachdem der Leser verstanden hat, dass Psychopathen trotz allem immer noch Menschen sind, wird das Buch noch mit weiteren Kriminalfällen abgerundet.

Alles in Allem erweitert Lydia Benecke mit ihrem Buch die Sichtweise der Leser und wartet mit neuen Erkenntnissen auf.

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Ganz klar muss man sagen, dass dieses Buch keine wissenschaftliche Publikation ist, Psychologen wird sich hieraus also nichts neues erschließen.
Dem normalen Leser hingegen wird das vermittelt, was er wissen sollte - schließlich wird jeder einmal im Leben an einen Psychopathen geraten.

So hatte das Buch anfangs auch für mich einen etwas bitteren Beigeschmack, da ich mich schnell an eine Person, die einmal Teil meines Lebens war, erinnert. Wobei mir seit langem klar ist, was mit dieser Person los war, werden dem einen oder anderen vielleicht ein Licht aufgehen und die Erkenntnis kommen, dass sie auch schon mal so jemandem begegnet sind.

Aufgewachsen mit Krimiserien à la CSI, bestand einst auch in mir der Wunsch, irgendwie in die Richtung zu gehen. Aber die Logik machte mir recht schnell klar, dass es nicht so cool sein wird, wie in den Serien. Man muss dazu gemacht sein. Dennoch blieb immer ein Interesse dafür in mir.Auch das Thema Psychologie ist für mich seit langem von Interesse, auch, um sich selbst zu verstehen. Somit war es höchste Zeit, dieses Buch endlich zu lesen, nachdem ich Lydia Benecke bei Lesungen auch schon live erleben konnte.

Mit dem Buch fühlte ich mich bestens unterhalten und empfehle es jedem, der sich für das Thema interessiert, weiter. Aber eine Warnung vorweg: Man wird auch Erkenntnisse über sich selbst damit erlangen können. Und nicht alles davon wollte man je wissen.

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